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AutorenbildLisa Schanz

Stellung und Biegung – die Grundlage für gesunderhaltendes Training

Stellung und Biegung gehören zu den wichtigsten Grundlagen in der Arbeit mit Pferden. Sie fördern nicht nur die Geschmeidigkeit und Balance des Pferdes, sondern sind essenziell für die Entwicklung von Tragkraft und Gesundheit. In diesem Beitrag erfährst du, was Stellung und Biegung genau bedeuten, wie sie aus der Sicht alter Meister interpretiert wurden und worauf es in der Praxis – ob mit oder ohne Gebiss – ankommt.



Was bedeuten Stellung und Biegung?

Stellung:

Stellung beschreibt die Längsbiegung des Genicks, bei der das Pferd leicht in Bewegungsrichtung schaut. Das innere Ohr bleibt dabei auf Höhe des äußeren, und die Rotation des Genicks erfolgt ohne Verwerfen oder Kippen.

Biegung:

Biegung bezieht sich auf die gleichmäßige Längsbiegung des gesamten Körpers – von der Nase über die Wirbelsäule bis zur Schweifrübe. Dabei wird das Pferd um den inneren Schenkel gebogen, während die äußeren Hilfen die Balance sichern.


👉 Ziel: Beide Elemente sorgen für Geschmeidigkeit, Balance und eine gleichmäßige Belastung der Muskulatur. Sie helfen, die natürliche Schiefe des Pferdes auszugleichen und die Tragkraft zu entwickeln.


Stellung und Biegung aus der Sicht der alten Meister


1. Xenophon (Antike)

Xenophon betonte bereits vor über 2.000 Jahren die Bedeutung von Biegsamkeit und Leichtigkeit. Für ihn war entscheidend, dass das Pferd ohne Zwang gearbeitet wird. Stellung und Biegung sollten mit minimalen Hilfen und einem feinen Dialog zwischen Reiter und Pferd entstehen.

Seine Philosophie: „Das Pferd soll die Hilfen des Reiters freudig und ohne Widerstand annehmen.“


2. Gustav Steinbrecht (19. Jahrhundert)

Der Klassiker „Reite dein Pferd vorwärts und richte es gerade“ beschreibt Steinbrechts Verständnis von Stellung und Biegung. Beide Elemente sind Werkzeuge, um das natürliche Schiefsein des Pferdes auszugleichen und es auf beiden Seiten gleichmäßig geschmeidig zu machen. Für Steinbrecht ist Stellung und Biegung die Basis für Losgelassenheit und den freien Fluss der Energie durch den Körper des Pferdes.


3. Egon von Neindorff (20. Jahrhundert)

Von Neindorff sah Stellung und Biegung als essenzielle Elemente, um ein Pferd in Balance zu bringen. Er betonte die Wechselwirkung zwischen den inneren und äußeren Hilfen und die Bedeutung einer feinen, lebendigen Verbindung zwischen Pferd und Reiter.


4. Bent Branderup (Gegenwart)

Bent Branderup interpretiert Stellung und Biegung in der Akademischen Reitkunst als Ergebnis von Balance, Körperbewusstsein und feiner Kommunikation. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Pferd mit oder ohne Gebiss gearbeitet wird – wichtig ist, dass die Hilfen harmonisch und respektvoll eingesetzt werden.



Gebiss oder gebisslos?


Die Arbeit an Stellung und Biegung ist unabhängig von der Zäumung möglich. Allerdings gibt es einige Unterschiede:

Mit Gebiss:

Das Gebiss sollte ruhig im Maul des Pferdes liegen. Über feine Impulse wird die Stellung eingeleitet. Zu starker oder ruckartiger Druck kann das Pferd behindern und die Losgelassenheit stören. Wichtig ist, dass die Zügelverbindung weich und elastisch bleibt.

Gebisslos:

Gebisslos erfolgt die Stellung durch den Einsatz von Sitz, Schenkel und Zügelhilfen, wobei das Pferd auf Druck- oder Impulsreize im Bereich des Nasenrückens oder der Genickriemen reagiert. Auch hier sind feine Hilfen entscheidend, um Verspannungen zu vermeiden.


👉 Wichtig: Egal, ob mit oder ohne Gebiss – die Arbeit an Stellung und Biegung sollte niemals auf Kraft oder Zwang basieren. Es geht immer um Balance, Losgelassenheit und Vertrauen.


Warum sind Stellung und Biegung so wichtig?

• Sie fördern die Geschmeidigkeit und Beweglichkeit des Pferdes.

• Sie gleichen die natürliche Schiefe des Pferdes aus und verbessern die Balance.

• Sie unterstützen die Entwicklung von Tragkraft, die für ein gesundes Reiten unerlässlich ist.

• Sie verhindern Verspannungen und sorgen für eine gleichmäßige Muskelarbeit.

• Sie fördern die Durchlässigkeit und verbessern die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd.


Fazit: Eine feine Verbindung zählt


Stellung und Biegung sind mehr als technische Anforderungen – sie sind der Schlüssel zu einem geschmeidigen, gesunden Pferd. Indem du deinem Pferd mit Geduld, Respekt und feiner Kommunikation begegnest, schaffst du die Grundlage für eine echte Verbindung und nachhaltige Gymnastizierung.


💡 Möchtest du mehr darüber erfahren? Lies weitere spannende Artikel auf meinem Blog oder entdecke meine Angebote für Training und Kurse. Gemeinsam erarbeiten wir die Grundlagen für Harmonie und Balance zwischen dir und deinem Pferd.



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